Die unbekannte Schreiberin

›Es sind nicht meine Himmel«, begann sie, »die es zu beschreiben gibt, es sind fremde, mit den Federn eines Vogels, der diese nicht die seinen nennt.‹

So begann ihre Geschichte. Im Innern der Schreiberin tat sich eine Leere auf, die ihr Mann, ihre Blockade nannte.
»Das ist ein guter Anfang«, sagte er.
»Das sagst du nur, weil du mich liebst.«
»Ich zeigte es dem Nachbarn, er fand es auch gut.«
»Ja, weil er unser Nachbar ist.«
»Und Karin, deine Freundin? Sie sagt doch stets, dass du dran bleiben sollst.«
»Ach, weil sie meine Freundin ist.«

Fast jede Unterhaltung endete so. Ihr Mann wusste, sie würde das Blatt gleich zerreißen, in den Papierkorb werfen, um dann den Müll zu entsorgen.

»Tu das nicht«, sagte er.
»Ich kann nicht anders.«
»Lege es auf Seite, arbeite morgen weiter daran.«
»Als würde ein neuer Tag etwas an meiner Talentlosigkeit ändern.«
»Warum schreibst du?«
»Weil ich es können will.«
»Das kannst du, würdest du nur einmal etwas mehr als nur einen Satz ...«
»Siehst du«, unterbrach sie ihn, »mehr kann ich nicht, also bin ich keine Schreiberin.«

Er erinnerte sich an ›Was Männer wollen‹, der erste Roman, den sie geschrieben hatte, um ihn auch im Container zu entsorgen. Damals rettete er das Manuskript, legte es in seinen Schreibtisch, wo es noch immer lag. Es schien ihm an der Zeit, ihr dieses Werk erneut zu reichen.

»Das hatte ich doch weggeschmissen«, runzelte sie die Stirn.
»Und ich habe es aus dem Müll wieder mit nach oben gebracht.«
»Warum?«
»Nimm sie.«
150 Din A4 Seiten, einseitig bedruckt, gut erhalten. Nur manche Ecken waren geknickt. Mit gesenktem Kopf nahm sie das Werk an sich, überflog das Vorwort und sagte:
»Das ist gut.«
»Ja«, nickte er, »das ist es.«
»Aber«, legte sie ihre Stirn erneut in Falten, »nein ...«, schüttelte sie den Kopf.
»Was denn?«
»Nimm du es wieder, lege es dahin, wo du es aufbewahrt hast.«
»Ich habe die Frau, die in dem weißen Mantel und den Winterstiefeln, die den Hundefreund um Feuer bat, nie vergessen«, erinnerte er sich, während er das Werk in seinen Händen hielt.
»Sie begegneten sich zufällig im Wald, es war Winter«, lächelte sie.
»Ja«, nickte er.
»Gib es mir wieder«, streckte sie ihre Hände nach dem Manuskript aus.«
»Meine Zweiflerin«, grinste er.

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